#include 'std.incl' #-- Nicht ändern:

In der Umgangssprache gibt es den netten Ausdruck "Die Arschkarte ziehen" in der Bedeutung "Pech gehabt" oder auch "Eine schlechte Wahl getroffen". Eine beliebte Erklärung zur Herkunft des Wortes lautet sinngemäß:

Diese Redewendung stammt von dem früher üblichen Aufbewahrungsort der roten Karte. Damit der Schiedsrichter schnell die richtige Karte finden konnte, trug er die gelbe Karte in der Brusttasche und die rote Karte in der Gesäßtasche (Arschtasche).
[..]
Der unterschiedliche Aufbewahrungsort war zur Zeit des Schwarz-Weiß-Fernsehens besonders wichtig, damit die Zuschauer direkt erkennen konnten, ob es eine rote oder gelbe Karte ist.

Während der erste Teil der Erklärung plausiblel klingt, ist der zweite Teil offensichtlich unrichtig. Denn rot und gelb sind auch im Schwarzweiß-Fernsehen eindeutig zu unterscheiden:

Auch in typischen Spielsituationen mit weit entferntem Schiedsrichter und kleiner Karte gibt es keine großen Unterscheidungsprobleme:

 

Erstaunlich ist aber, wie hartnäckig sich dieses S/W-Gerücht hält. So wurde auf der Wikipediaseite des Begriffs "" die falsche Erklärung immer wieder eingetragen. Offenbar werden beleglose "Erklärungen" wie die des Fernsehsenders sowie seiner zahlreicher Abschreiber ernstgenommen. Widerlegungen werden mit dem , es sei doch im Fernsehen gewesen und stimme deshalb, ignoriert.

Die Belege

Es ist es sehr leicht, mit einem einfachen Grafikprogramm ein Farb- in ein S/W-Bild zu wandeln. Auch lässt sich jeder Fernseher mittels des Farbkontrastreglers in einen S/W-Fernseher zurückverwandeln, so daß sich die S/W-These ohne Aufwand falsifizieren läßt.

Ausserdem wird jeder über-40-jährige mit intaktem Gedächnis, der dem Fußball nicht vollkommen abhold ist, bestätigen können, daß die Erkennung der Farbe des Strafkartons nie ein Problem war. Ausserdem war die Reaktionen der Spieler bei einer dunklen Karte im allgemeinen ja auch viel heftiger.

Desweiteren waren während der Unbuntfernsehzeit nicht so viele Kameras wie heute im Stadion. Die Bildregie und die Kameraführung war nicht so schnell wie heute. Deswegen wurde oft nicht schnell genug auf den Schiedsrichter umgeschnitten, wenn dieser einen farbigen Karton zückte. So sah man nur noch, wie der Mann in Schwarz die Karte hochhielt, hat aber nicht mehr mitbekommen, aus welcher Tasche er die Karte zog.

Weiter besteht für Schiedsrichter keine Pflicht, die Karten getrennt aufzubewahren. Es ist aber offenbar einfacher die richtige Karte zu ziehen, wenn sie getrennt aufbewahrt werden. Es wäre ja schon recht peinlich, zunächst die falsche Karte zu ziehen.

Auch sprachlich passt die These nicht, denn derjenige, der die "Arschkarte zieht" soll laut dem Spruch der Gelackmeierte sein. Beim Sport aber zieht der Schiedsrichter die Karte - und nicht der Spieler - er bekommt die Karte ja nur gezeigt. Stimmte die S/W-These müsste der Spruch also "Die Arschkarte gezeigt kriegen" heissen.

Das Interessante an dem Thema aber ist die Hartnäckigkeit mit der sich das S/W-Gerücht hält und warum es so verbreitet ist. Offenbar ist es nicht nur im Internet üblich, Informationen einfach zu kopieren, ohne die These auch nur grob auf Stichhaltigkeit zu überprüfen. Während ein solches Verhalten beim gemeinen Konsumenten noch verständlich ist, ist es für die publizierende Zunft ein Armutszeugnis.

Natürlich kann es auch sein, daß ich mich irre - aber mir sind keine Belege für die S/W-These bekannt.

P.S.: Probleme haben dem S/W-Fernsehzuschauer lediglich die Trikotfarben bereitet. Deswegen wurden meiner Erinnerung nach bis in die frühen 80er-Jahre darauf geachtet, daß die Spielkleidung beider Mannschaften hinreichenden Kontrast aufwiesen. Sportreporter verwendeten dabei gerne die Floskel "Die Düsseldorfer Fortunen liefen komplett in rot auf - für unsere S/W-Zuschauer: in den dunklen Spielkleidung".

Hier die S/W- und Farbversion der Bilder:

 
 

Links

  • Vermutlich eine Quelle des Gerüchts: der
  • In der Sendung "Genial daneben" des Senders SAT.1 vom 20.8.2004 wurde die Frage nach der Arschkarte . Allerdings ist nicht klar, ob dort auch die S/W-These vorgetragen wurde.
  • Weitere S/W-Fernsehen-Amnesisten:
  • Unentschiedene Diskussionen:
  • hat in der Wiener Zeitung das Richtige getan, er hat einfach mal mit einem

Bildnachweis

  • rote und gelbe Karte in schwarz/weiß;
  • Rote Karte: Red Bull Salzburg vs. Austria Wien im EM-Stadion Wals-Siezenheim, 18. September 2005, Markus Dallarosa, GFDL 1.2
  • Gelbe Karte:
Die Bilder wurden verkleinert. Die S/W-Varianten wurde mittels XNView in 256 Graustufen erstellt. #Linksicherung: #Pro7: #Die Arschkarte ziehen #Mit der so genannten "Arschkarte" ist die rote Karte des Schiedsrichter beim Fußball gemeint. Denn in der Zeit, in der es nur Schwarz-Weiß-Fernseher gab, konnten die Fernsehzuschauer nicht ereknnen, welche Karte der Schiedsrichter zog. Deshalb zog er die gelbe Karte aus der Brusttasche und die rote Karte aus der Gesäßtasche. Daher kommt der Ausdruck "die Arschkarte ziehen".